005: Der Umgang mit Ambivalenz im systemischen Coaching

Shownotes

Interdependenz & Transformational Leadership Neben etlichen anderen Autoren ist es auch Otto Scharmer, der darauf hinweist, wie in unserer vom naturwissenschaftlichen Weltbild geprägten Kultur die Annahme besteht, dass es einen objektiven Beobachter gibt, der „die Welt da draußen“ unvoreingenommen und im Grunde völlig losgelöst von ihr beobachten und beschreiben kann. Es gibt immer deutlichere Hinweise, dass diese Idee zu kurz greift, weil sie die Verwobenheit und die Interdependenzen allen Lebens nicht berücksichtigt. Das naturwissenschaftliche Weltbild vermag die Funktion von Maschinen sehr gut zu erklären, stößt aber schnell an seine Grenzen, wenn es um die komplexen Zusammenhänge von biologischen Organismen oder sozialen Systemen geht. Wir haben das Phänomen „Bewußtsein“ im naturwissenschaftlichen Weltbild im Grunde ausgeklammert, weil es von unseren rein mechanistischen Vorstellungen nicht erklärt werden kann. Otto Scharmer bezeichnet das als den „blinden Fleck“ unserer westlichen Weltsicht. Er lädt uns ein, den Blick des vermeintlich objektiven „Beobachters“ auf sich selbst zu richten („den Bewußtseinstrahl umzulenken“), um damit wieder in den Blick zu bekommen, wie unser Bewußtsein nicht losgelöst von seiner Umwelt existiert, sondern existenziell mit ihr verwoben ist. Andere (wie z.B. der inzwischen verstorbene vietnamesische Mönch Thich Nhat Hanh) haben dieses Phänomen auch „Interbeing“ genannt - alles ist in wechselseitiger Abhängigkeit miteinander verwoben, Bewußtsein und Materie können nur unter Verlust isoliert voneinander betrachtet werden. Verändert sich unser Bewußtsein (unsere Wertesysteme, Glaubenssätze, Überzeugungen) muß das im Rahmen dieser Interdependenzen Auswirkungen auf die „äußere“ Welt haben. Oder wie es eben Ghandi schon vor langer Zeit zum Ausdruck gebracht hat: „Sei Du selbst die Veränderung, die Du in der Welt sehen möchtest.“ Solche Ideen liegen in meinem Verständnis auch moderneren Führungskonzepten wie dem „Transformational Leadership“ zu Grunde.

(Mehr dazu bei Otto Scharmer, Essentials der Theorie U, Carl-Auer-Verlag)

Arbeit an eigenen Glaubenssätzen Die in der Sendung zur vertieften Erkundung vorgeschlagene Frage: „Was denkst Du würde passieren, wenn Deine gewohnheitsmäßige Anstrengung aufhört?“ In dem von uns vorgeschlagenen Verfahren würde man sich diese Frage entweder selbst immer wieder stellen, darauf achten, welche Gedanken, Bilder, Assoziationen und Empfindungen aufsteigen, um sie sich anschließend wieder zu fragen. In einer anderen Variante könnte einem ein Erkundungspartner diese Frage stellen, auf unsere Antwort warten und sie danach wieder und wieder und wieder zu stellen (z.B. für einen Zeitraum von 15 min). Die Erfahrung zeigt, dass mit diesem Vorgehen recht schnell halbbewußte, aber auch verborgene und bis dato unbewußte Glaubenssätze und Überzeugungen ins Bewußtsein gebracht werden können.

In eigener Sache Unter www.selten-so-gedacht.de oder ganz direkt per Mail (podcast@selten-so-gedacht.de) kannst Du mit uns in Kontakt treten, um uns Deine Themenwünsche, aber auch eigene Fragestellungen mitzuteilen. Wir freuen uns natürlich auch über Dein Feedback zu unseren bisherigen Folgen.

Mehr zu unserer Coachingweiterbildung findest Du unter: https://www.sys-po.de/coaching-ausbildung/systemische-coachingausbildung/

Mehr zu Nadine: https://www.sys-po.de/menschen-bei-syspo/

Mehr zu Jürgen: www.juergen-stock.de

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