002: Allparteilichkeit & Selbstregulation in der systemischen Beratung

Shownotes

Allparteilichkeit In der systemischen Beratung bedeutet Allparteilichkeit, dass der Berater oder die Beraterin keine Seite oder Position bevorzugt, sondern eine neutrale und unvoreingenommene Haltung gegenüber allen Beteiligten einnimmt. Der Berater ist in der Lage für alle im Beratungsprozess eingebundenen Personen gleichermaßen Partei zu ergreifen. Dies ermöglicht den zu Beratenden mit kontroversen Positionen auf ein generelles Verständnis zu stoßen und sich in der Beratung verstanden zu fühlen. Die Allparteilichkeit ist vor allem bei Mehrpersonenberatungen wichtig, kann aber auch im Einzelsetting von Bedeutung sein. Diese Haltung fördert eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre, in der alle Perspektiven gehört werden können.

Selbstregulation Die Fähigkeit zur Selbstregulation gehört mit zu den wichtigsten Kompetenzen von Führungskräften, aber auch von BeraterInnen. Gerade in Situationen, in denen wir z.B. mit Werten konfrontiert werden, die unseren nicht entsprechen oder unter Druck geraten, benötigt es Methoden, um uns selbst zu beruhigen. Achtsamkeitspraktiken, aber auch mentale Strategien können uns hier gute Dienste leisten. Ein hervorragendes Buch, um diese Fähigkeiten zu erlernen ist "Affektregulation: Hypnotherapeutische Interventionen für überreaktive Klienten" von Carolyn Daitch, erschienen im Carl-Auer Verlag GmbH (2016).

Effectuation und Schnellboote Dieser Begriff, den wir jetzt schon einige Male verwendet haben, stammt aus dem Konzept "Effectuation" von Professorin Saras D. Sarasvathy. Im Deutschen hat sich der Autor Michael Faschingbauer in diesem Zusammenhang einen Namen gemacht (Effectuation: Wie erfolgreiche Unternehmer denken, entscheiden und handeln. Schäffer-Poeschel, 2021). Effectuation ist ein Konzept aus dem Bereich des Entrepreneurship und beschreibt eine Denkweise und einen Handlungsansatz, der sich von traditionellen Planungs- und Vorhersagemethoden unterscheidet. Effectuation ist ein wissenschaftlicher Ansatz, der von der Entrepreneurship-Forschung in den letzten 20 Jahren entwickelt wurde. Im Gegensatz zur klassischen Planung, bei der man von einem festen Ziel ausgeht und versucht, Schritte zur Zielerreichung zu planen, basiert Effectuation auf der Idee, dass UnternehmerInnen in einer unsicheren Umgebung agieren. Statt vorherzusagen, was passieren wird, nutzen Unternehmer vorhandene Ressourcen, um neue Möglichkeiten zu schaffen. In diesem Kontext sind “Schnellboote” ein zentrales Konzept. Ein Schnellboot ist eine unternehmerische Initiative oder ein Projekt, das schnell gestartet werden kann, ohne umfassende Planung oder Vorhersage. Es symbolisiert Agilität, Flexibilität und die Fähigkeit, rasch auf Gelegenheiten zu reagieren. Der Begriff leitet sich von den wendigen und schnellen Booten ab, die in der Lage sind, sich schnell zu bewegen und Hindernisse zu umgehen. Schnellboote ermöglichen es, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und neue Wege zu beschreiten, ohne lange Planungsphasen. In einer dynamischen und unsicheren Geschäftswelt ist die Fähigkeit, schnell zu handeln und auf unerwartete Chancen zu reagieren, von entscheidender Bedeutung.

Der Baum der Erkenntnis Das Buch “Der Baum der Erkenntnis - die biologischen Wurzeln menschlichen Erkennens" (FISCHER Taschenbuch, 2009) von den chilenischen Biologen, Neurowissenschaftlern und Philosophen Humberto R. Maturana und Francisco J. Varela hat tiefgreifende Bedeutung für die systemische Beratung. Das Buch wurde 1984 veröffentlicht und behandelt die biologischen Grundlagen des Erkennens sowie die Entwicklung des Lebens. Die Autoren stellen ihre biologische Theorie der Kognition mithilfe des Konzepts der Autopoiese vor. Dieses Konzept beschreibt die Fähigkeit von lebenden Systemen, sich selbst zu organisieren und zu erhalten. Es betont die Selbstreferenzialität und Eigenständigkeit von Organismen (die sog. "operationale Geschlossenheit"). Wir können solche Systeme ausschließlich "pertubieren", d.h. irritieren. Da sie aber operational geschlossen sind, wissen wir nicht, was unsere Interventionen letztendlich im System bewirken. Das hat z.B. Gunther Schmidt dazu veranlasst die folgende Idee zu formulieren: "Die Bedeutung der Botschaft gibt immer der Empfänger".

Mehr zu unserer Coachingweiterbildung unter: https://www.sys-po.de/coaching-ausbildung/systemische-coachingausbildung/

Mehr zu Nadine: https://www.sys-po.de/menschen-bei-syspo/

Mehr zu Jürgen: www.juergen-stock.de

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